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Januar 1951

Debatte (Veit Harlan) 1951
Vorwürfe gegen Veit Harlan von Helmut Käutner und Bettina Moissi

Streit zwischen dem Hamburger Echo und dem Branchenblatt Filmecho um die Berichterstattung über die Harlan-Proteste

Debatte
Auf einer Pressekonferenz in Hamburg anläßlich der Premiere des Films DIE SÜNDERIN kommt es zum Eklat, als der Hamburger Pastor Waldemar Wilken den Film als eine Verherrlichung von Mord, Selbstmord, Ehebruch und Prostitution bezeichnet und sich damit der Position von Werner Hess, dem Filmbeauftragten der Evangelischen Kirche und Mitglied der Filmprüfungskommission der FSK, anschließt. Regisseur Willi Forst entgegnet empört: "Wir haben nur eine Reportage des wirklichen Lebens gegeben, Drehbuch und Rohschnitt sind den Vertretern beider Konfessionen vorgeführt worden. Ich fürchte das Publikum wittert jetzt Schmutz, wo es gar keinen gibt. Gegen manche freigegebenen italienischen, französischen und amerikanischen Filme ist unser reif für eine Kindernachmittagsvorstellung." ( Filmecho vom 27. Januar 1951) 
Dokument [1951-Januar-01]

Verbände
In Hamburg treffen sich die Schmalfilminteressenten aus Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Ziel der Besprechung soll die Gründung einer Schmalfilmgenossenschaft sein. Anwesend sind u.a. Herr Neumann von der Arbeitsgemeinschaft Schmalfilm e.V. Berlin/Hamburg, die Hamburger Wanderfilmunternehmer Herr Marquardt und Herr Veldkamp sowie der ständige Delegierte für Wanderfilmfragen beim ZdF und Referent für Schalfilmfragen in der SPIO, Erhard Wiegratz. Nach einer hitzigen Debatte wird beschlossen, Anfang Februar die Gründungsversammlung für eine Schmalfilmgenossenschaft durch eine entsprechende Mitgliederversammlung der interessierten Land- und Wanderfilmtheater im Wirtschaftsverband der Filmtheater e.V. Norddeutschland nach Hamburg einzuberufen.

Produktion
Zwei ehrgeizige Hamburger Filmprojekte sind offenbar gescheitert. Die Hamburger Bürgerschaft kann sich nicht für den Bau eines "westdeutschen Hollywoods" in Rahlstedt entscheiden, obgleich sich der Senat zu einem Millionenkredit bereit erklärt hat. Der zweite Plan, eine Produktionsstätte in Geesthacht-Krümmel auf einem 45 ha großen Gelände zu bauen, wird ebenfalls nicht weiter verfolgt. Die Hamburger Oberfinanzdirektion will über die ungenutzten Rahlstedter Räume in ihrer Eigenschaft als Rechtsnachfolgerin der ehemaligen deutschen Wehrmacht selbst verfügen und in eigener Regie an Filmunternehmen vermieten.

Kino
Zur Situation der Hamburger Lichtspieltheater meldet das Branchenblatt Filmecho, in Hamburg gebe es derzeit 110 Lichtspieltheater. Damit sei der Vorkriegsstand von 1938 um fünf Kinos übertroffen.

Politik
Ein neues Urlaubsgesetz vom 27.Januar1951 regelt in der Hansestadt den Anspruch für die im Filmtheater Beschäftigten.

Film des Monats
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" wählt zum Film des Monats Januar DAS DOPPELTE LOTTCHEN und als ausländische Produktion VULCANO (Italien).

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Februar 1951

Debatte (Finanzierungskonzepte) : Stichwort: Quota-Plan
Der Landesvorstand Hamburg des WdF protestiert heftig in einem ausführlichen Memorandum gegen den Entwurf der Preisverordnung und des Filmvertragsgesetzes sowie den Quota-Plan. 

Debatte (Finanzierungskonzepte) : Stichwort: Bundesbürgschaft
Die Real-Film kündigt einen Teil ihrer Belegschaft, um nach Abdrehen des Spielfilms WEH DEM, DER LIEBT eine längere Produktionspause einzulegen. Der Schritt wird begründet mit der Kreditsituation und der unbefriedigenden Handhabung der Bundesbürgschaften. Walter Koppel hält es für nicht mehr verantwortbar, die Produktion neuer Filme voranzutreiben ohne gesicherte Grundlage einer Finanzierung. Im übrigen begrüße er im Sinne einer Marktregulierung das bald fertiggestellte Quotengesetz. Die Hamburger Finanzbehörde zeigt sich überrascht über das Vorgehen des Real-Film-Chefs. Die bisherigen Verhandlungen über Kreditbewilligungen hätten keinen Anlaß für einen solchen Schritt gegeben. "Real habe ihren Kredit für DIE DRITTE VON RECHTS erhalten und etwas überstürzt den ungewöhnlich hohen Betrag von 700.000 DM für WEH DEM, DER LIEBT  beantragt und bekommen. Neue Verhandlungen hätten in Aussicht gestanden." Eine Woche später werden die Kündigungen wieder zurückgenommen, die Produktion beginnt mit dem Film ENGEL IM ABENDKLEID. Für dieses Filmprojekt wird allerdings die Bundesbürgschaft abgelehnt.

Debatte (Veit Harlan) 1951
Juristische Auseinandersetzung zwischen der Domnick-Filmproduktion und Erich Lüth

Bildung
Am 15. Februar eröffnet Curt Oertel mit dem Vortrag "Stoff und Form - eine Betrachtung zum Filmschaffen" (mit dem Film DER SCHRITT VOM WEGE / EFFI BRIEST) eine Reihe von Filmvorträgen, die die Landesbildstelle in der Universität veranstaltet. 
Dokument [1951-Februar-01] 
Weitere Veranstaltungen sind:
Freitag, den 16. Februar: Dr. G. Wolf über den wissenschaftlichen Film (mit Fimbeispielen und Lichtbilder)
Samstag, den 17. Februar: Prof. Dr. Keilhacker über "Das Filmerlebnis der Jugend" (dazu der Film DIE KINDER VON MARA-MARA)

Über die Situation der "Freiwilligen Selbstkontrolle" spricht vor der "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" der Pressechef der SPIO Rock. Seine Ausführungen versuchen eine Analyse der Krise der FSK, die seit ihrer Gründung im Juli 1949 vorauszusehen gewesen sei und durch die heftigen Debatten um den Film DIE SÜNDERIN endgültig ausgelöst worden ist.

Personalia
Am Samstag, den 17. Februar, stirbt Filmproduzent Arnold Pressburger in einer Hamburger Klinik an den Folgen einer Gehirnblutung. Pressburgers Sohn Fred kommt nach Hamburg, um die laufende Arbeit seines Vaters an Peter Lorres Film DER VERLORENE zu Ende zu bringen.

Kino
Am 16. Februar wird im Hamburger Capitol der Film RAUSCH EINER NACHT uraufgeführt.

Im Film-Club Hamburg wird Roberto Rosselinis Film ROM - OFFENE STADT vorgeführt. Der Film war von der FSK für öffentliche Vorführungen verboten worden. Die Veranstaltung beginnt mit einleitenden Worten von René Drommert und der Einführung von Walter Pabst.

Verbände
Die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger Hamburg hat einen aus erwerbslosen Sängern und Sängerinnen bestehenden Filmchor aufgestellt.

Wirtschaft
Die Synchronisationsfirma Eagle-Lion-Film-Gesellschaft, die erst 1950 aus München nach Hamburg kam, verläßt die Hansestadt wieder. Der neue Hauptsitz wird Frankfurt a.M.

Film des Monats
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" wählt zum Film des Monats Februar KÖNIG FÜR EINE NACHT und als ausländische Produktion BITTERER REIS (Italien).

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März 1951

Debatte
Der Herausgeber des in Hamburg erscheinenden Sonntagsblatt äußert sich zu den öffentlichen Reaktionen auf die Filme DIE SÜNDERIN und UNSTERBLICHE GELIEBTE.
Dokument (1951-März-01)

Debatte (Finanzierungskonzepte) : Stichwort: Filmgroschen und Kinofünfer
Die Hamburger Filmtheater erheben ab 1. März 1951 auf jede Eintrittskarte einen Aufschlag von 5 Pfennigen. Die verbilligten Karten für Erwerbslose und Sozialrentner sind von dieser Regelung ausgenommen. Der "Hamburger Kinofünfer" ist zweckgebunden für die Instandsetzung der Filmtheater, ihres Zubehörs und die Abdeckung von Verbindlichkeiten. Erst einmal wird diese Maßnahme auf den 31. Oktober befristet.

Verbände
In Hamburg findet die erste Schmalfilmschau in Zusammenarbeit mit der Urania-Kulturfilmgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Schmalfilm statt. 
Gezeigt werden eine Wochenschau, mehrere Kulturfilme und Ausschnitte von Spielfilmen. Erhard Wiegratz, Vorstandsmitglied des WdF und Bundesdeligierter für Schmalfilmfragen, bemängelte vor allem die schlechte Bild- und Tonqualität der Filmkopien und äußerte Zweifel, ob das große Urania-Filmtheater für eine derartige Schmalfilm-Veranstaltung der geeignete Ort sei.

Kino
Mit dem Film PIKANTERIE in norddeutscher Erstaufführung eröffnet Frau Jeitheda Iderhoff in Hamburg-Eppendorf das Roxy-Theater.
Dokument [1951-März-02]

Auf dem Platz der früheren Schauburg eröffnen Hans und Rolf Osterweg das Astoria Harburg. Neben Prominenz aus Politik und Wirtschaft kommen Anny Ondra und Hardy Krüger. Gezeigt wird der Real-Allianz-Film SCHÖN MUß MAN SEIN.

Mit dem Kriminalfilm DER FALL 7A9 wird das Filmtheater Camera am Steindamm eröffnet. 

Bildung
Der Hamburger Senat beschließt die Einrichtung eines Film-Archivs bei der Hamburger Staatlichen Landesbildstelle. Dort sollen Filmdokumente, die über den Wiederaufbau in Hamburg und andere wichtige zeitgeschichtliche Geschehnisse informieren, gesammelt werden.

Personalia
Der Hamburger Seeversicherungskaufmann Ascan Klée Gobert wird zum Vorsitzenden des Hauptausschusses der FSK berufen.

Walter Koppel wird nach einem Beschluß des Verbandes deutscher Filmproduzenten in den Internationalen Produzentenverband delegiert. Er wird die deutsche Produktion auch bei den Filmfestspielen in Cannes vertreten.

Film des Monats
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" wählt zum Film des Monats März 
DER FALL 7 A 9
und als ausländische Produktion EINE STADT HÄLT DEN ATEM AN (England). 

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April 1951

Debatte
Drei Hamburger Tageszeitungen, die "Freie Presse", das "Hamburger Abendblatt" und die "Volkszeitung" hatten anläßlich der norddeutschen Erstaufführung des Films EVA UND DER FRAUENARZT den Abdruck von Anzeigen wegen ihres anstößigen Textes abgelehnt. Erst eine Revision der Inserate machte das Erscheinen in diesen Zeitungen möglich. Die Gestaltung des sogenannten Aufklärungs- oder Sexualfilms wird kontrovers diskutiert. Dem Vorwurf, der Film behandele verschiedene Themen wie Schwangerschaft, Geburt oder Geschlechtskrankheiten zu einseitig und komme über das Schulwissen nicht hinaus, steht die wohlwollende Anerkennung, Themen anzugehen, über die noch viel Unklarheit oder Unwissenheit herrscht.
Dokument [1951-April-01] 

Debatte (Veit Harlan) 1951
In der Bürgerschaftssitzung vom 11. April kommt es zur heftigen Debatte um Erich Lüths Boykottaufruf gegen Veit Harlans Wiedereinstieg ins Filmgeschäft. Bürgermeister Max Brauer übernimmt die politische Verantwortung für den Leiter der Pressestelle und sichert ihm volle Rückendeckung zu.

Wirtschaft
Auf der Jahreshauptversammlung des WdF, Landesverband Hamburg, am 2. April im Adolph-Woermann-Haus [= Afrika-Haus, Große Reichenstraße 27] wurde der bisherige Vorstand mit großer Mehrheit wiedergewählt. Mit großer Besorgnis wird in einer Resolution auf die "völlig unkontrollierbaren Neuerrichtungen" von Filmtheater aufmerksam gemacht und auf die damit verbundenen "volkswirtschaftlichen und kulturellen" Gefahren. Der aktuelle Stand von 115 Kinos führe zur wirtschaftlichen Unrentabilität, die etwa durch die Einführung des "Kinofünfers" kompensiert werden müsse. Erster Nutznießer dieser Regelung ist das Erstaufführungs-Theater Waterloo,das neu renoviert und mit einer neuen Polsterbestuhlung ausgestattet werden wird.

Debatte (Finanzierungskonzepte)
Der Verband deutscher Filmproduzenten diskutiert mit Hamburger Filmjournalisten über das brisante Dauerthema: Filmfinanzierung. Walter Koppel kritisiert mit Nachdruck die restriktive Kreditpolitik der Banken und die zögerliche Praxis der staatlichen Ausfallbürgschaften, die eine langfristige Produktionsplanung verhinderten. Von Seiten der Hamburger Filmjournalisten wird eine dramaturgische Abteilung bei der Hamburgischen Landesbank gefordert und eine Änderung in der sozialen Einstellung mancher Produktionsfirmen. Ebenfalls wird die Schaffung einer Filmbank diskutiert und die Berücksichtigung des Kulturfilms bei der Vergabe von Krediten. 

Kino
Die Hamburger Erstaufführungstheater ziehen für das erste Quartal 1951 eine erfolgreiche geschäftliche Bilanz. Besorgt zeigt man sich darüber, daß lediglich 12 neue deutsche Filme in der Hansestadt herauskamen, dagegen stehen zum Beispiel 35 Erstaufführungen von amerikanischen Filmen. Als der bedeutendste geschäftliche Erfolg in Hamburgs Filmtheater gilt Willi Forsts DIE SÜNDERIN. Der Film lief acht Wochen im Esplanade-Theater und übertrumpfte den bisherigen Kassenschlager KINDER DES OLYMP.

Die Harmonie-Lichtspiele werden am Bahnhof Wandsbeker Chaussee wiedereröffnet. Besitzer Paul Besse stellt das modernste Filmtheater Norddeutschlands vor mit knapp 1500 Sitzplätzen und ungewöhnlichen Einrichtungen wie Raucherlogen oder der im Foyer sprudelnden Fontäne eines Kölnisch-Wasser-Brunnens. In der Eröffnungsveranstaltung mit prominenten Ehrengästen wird der Film KIND DER DONAU gezeigt.

Bildung
In der Hamburger Urania-Filmbühne findet die vierte Kulturfilm-Schau statt.

Kirche
Vom 18. bis 20. April finden in Hamburg die Kirchlichen Filmtage 1951 des evangelischen Filmreferates Nord-West statt. In der Eröffnungsveranstaltung wird der Film DER FALLENDE STERN gezeigt. Unter dem Motto "Gespräch um die Verantwortung" diskutieren Vertreter von Kirche, Film und Presse über die gegenwärtige Krise und Ratlosigkeit des deutschen Films, aber auch über viele Aspekte einzelner Sparten. Kulturfilmproduzent Damann fordert Prädikatisierung und Ausfallbürgschaften auch für den Kulturfilm.Über die verantwortungsvolle Aufgabe der Filmwerbung referieren die Pressechefs von Real-Film und Allianz-Film. Pastor Waldemar Wilken weist auf die Unwahrhaftigkeit vieler Filmtitel und die Geschmacklosigkeit mancher Plakate hin.

Personalia
Der Hamburger Kameramann Wilhelm Siem feiert sein 40jähriges Berufsjubiläum.

Film des Monats
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" wählt zum Film des Monats April DR. HOLL und als ausländische Produktion DER GÖTTERGATTE (Italien/Frankreich).

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Mai 1951

Debatte (Veit Harlan) 1951
Berufungsentscheidung des Hamburgischen Oberlandesgerichtes in Sachen "Domnick-Herzog gegen Lüth"

Plagiatsvorwürfe an Harlan und seinen Film UNSTERBLICHE GELIEBTE

Debatte (Finanzierungskonzepte) : Stichwort: Bundesfilmbank
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" schlägt dem Bundestagsausschuß für Presse, Funk und Film (Vorsitz:Dr. Rudolf Vogel) die Gründung einer Bundesfilmbank vor, um die Praxis der Ausfallbürgschaften zu beenden.

Debatte
Die Evangelische Kirche reagiert auf die "Krise" der deutschen Filmtheaterwirtschaft mit einer Veranstaltung in der Hamburger Universität. Zu diesem "öffentlichen Rundgespräch" sind Vertreter aus den Bereichen Kirche, Politik, Kunst und Filmproduktion eingeladen. Hauptschuldige seien die Filmtheaterbesitzer, so Karl-Heinz Kuntze-Just, Chefredakteur der Neuen Deutschen Wochenschau. Diese würden aus eigennützigen Motiven ihrer kulturellen Verantwortung nicht nachkommen und mit zu großer Macht dem Filmverleih diktieren. 

Politik
Hamburg will sich an der Filmbewertungsstelle mit Sitz in Wiesbaden beteiligen. Schulsenator Heinrich Landahl wird der Verwaltungsvereinbarung der deutschen Länder beitreten. Zum Vorsitzenden der Filmbewertungsstelle wird von der Ständigen Kultusministerkonferenz der Filmreferent der Hamburger Kulturbehörde, Dr. Wulf, vorgeschlagen. Beisitzer werden Oberstudiendirektor Wegner, Oberregierungsrat Dr. Köster und Senator a.D. Hans Harder Biermann-Ratjen.

Die Jury für Vergabe der von der Bundesregierung gestifteten Preise wird gebildet. Den Vorsitz der Jury übernimmt Staatssekretär Dr. Wende vom Bundesinnenministerium, zu dessen Vertreter wird Regierungsdirektor Dr. Lüders, der Leiter des Referats Presse, Film und Rundfunk. Mitglieder der Jury sind u.a. Dr. Hans Harder Biermann-Ratjen und Dr. Ernst Friedländer aus Hamburg.

Der Hamburger Wirtschaftssenator Prof. Dr. Karl Schiller beklagt in einer Rede am 24. Mai vor dem Presseclub die Schwierigkeiten über die Finanzierung der in Hamburg ansässigen Filmproduktion. Die Hauptlast liege bei der Hamburger Landesbank, da die übrigen Kreditinstitute keine Interesse mehr an Filmvorhaben zeigten. 

Wirtschaft
Walter Koppel nutzt einen Vortrag in der Hamburger Handelskammer über die Bedeutung des Films, nachdrücklich auf die Planungsschwierigkeiten der deutschen Filmproduktion hinzuweisen. Die Allierten haben, so Koppel die Rolle des Films als öffentlicher Meinungsbildner viel klarer erkannt.

Die in Hamburg mit einem Gründungkapital von 200.000 DM ins Leben gerufene Europa-Filmverleih GmbH, an der nach Erteilung der Devisengenehmigung bedeutende ausländische Filmgesellschaften Anteile übernehmen werden, beabsichtigt, zunächst fünf deutsche und fünf ausländische Filme in Verleih zu nehmen. Vor allem sollen später die deutschen Filme, die die Fama-Film von Friedrich A. Mainz herstellt, von der Europa-Film verliehen werden. Für die Finanzierung von Filmvorhaben der Fama-Produktion haben die Gesellschafter der Europa-Film einen Betrag von über einer Million DM zur Verfügung gestellt.

Kino
Regisseur Julien Duvivier besucht die Hamburger Erstaufführung seines Film UNTER DEM HIMMEL VON PARIS am 18. Mai im Esplanade-Theater.

Bildung
Der Hamburger Psychiater Prof. Dr. Friedrich Mauz hält im Hamburger Presseclub einen Vortrag über die Wechselwirkung des menschlichen Innern und des Films. Der Mensch habe die Fähigkeit verloren, seine innere Befindlichkeit auszudrücken. Hier kommt dem Film eine besondere und verantwortungsvolle Aufgabe in seiner "menschenbildenden Funktion" zu. 

Die Staatliche Landesbildstelle setzt ihre Vorträge "Was man vom Film wissen muß" am 24., 25. und 26 Mai in der Universität mit einem Referat des britischen Filmpublizisten Dr. H. H. Wollenberg fort. Thema: "Phänomenen des Films" mit Ausschnitten aus deutschen Filmklassikern.

Kirche
Der Katholiken-Ausschuß der Hamburger Gemeinden wählt Dr. Feigl zum Vorsitzenden der in Hamburg neu gegründeten Katholischen Film-Liga. Weiterhin gehören Rektor Dr. Sigge und Dr. Seffrin zum Vorstand.

Film des Monats
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" wählt in der Kategorie ausländische Produktion zum Film des Monats Mai UNTER DEN DÄCHERN VON PARIS (Frankreich). Bei den deutschen Filmen entfiel die Wahl, da nur zwei Produktionen erstaufgeführt wurden.

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Juni 1951

Debatte (Finanzierungskonzepte) : Stichwort: Quota-Plan
Eine vom Vorstand des Hamburger Landesverbandes des ZdF bestimmte Quota-Kommission (Becker, Overbeck, Enders) reist nach Bonn, um vor dem Bundestagsausschuß Presse, Funk und Film die einmütige Ablehnung des gesetzlichen Spielzwanges für deutsche Filme aller deutscher Filmtheaterbesitzer kundzutun. Die Notwendigkeit von Hilfsmaßnahmen für die deutsche Filmproduktion sei offenkundig, wünschenswert sei aber eine "Generalbereinigung" der gesamten Filmwirtschaft. Vorgeschlagen wird ein aus den drei Sparten Produktion, Verleih und Theater paritätisch besetzter Untersuchungsausschuß zur Analyse der Lage und Umsetzung eines Programms von Sofortmaßnahmen. 
Der zweite Vorsitzende des Landesverbands, Rolf Becker, kommt in einem Gutachten über die Durchführbarkeit einer gesetzlichen Quota im Verleihbezirk Hamburg zu Schlußfolgerungen, die die Auffassung des ZdF stützen. In einer Pressekonferenz der Hamburger Theaterbesitzer, in der Rolf Becker sein Gutachten erläutert, bezeichnet Waterloo-Besitzer Heinz B. Heisig ironisch die Filmquota "als Lebensretter für eine gewisse deutsche Produktion, deren Persönlichkeitskrise auch durch einen Spielzwang für ihre unzulänglichen Erzeugnisse nicht behoben werden kann."
Dokument 1951-Juni-01

Kino
Die Urania-Filmbühne und die Urania-Kulturfilmgesellschaft laden 600 Blinde ein zu verschiedenen Filmvorführungen. Gezeigt werden eine Wochenschau, die Kulturfilme ZWISCHEN EBBE UND FLUT und MENUHIN PROBT sowie der Spielfilm DER FALSCHE ADMIRAL. Das Experiment wird mit gesprochenen Kommentaren begleitet.

In der Urania-Filmbühne findet die 5. Hamburger Kulturfilmschau statt.

In der Mönckebergstraße wird das Passage-Theater wiedereröffnet. Nachdem das britische Landeskommissariat am 4. Juni das Filmtheater wieder den deutschen Besitzern, Herr Behnke und Herr Struckmeyer, übergeben hat, werden im Eiltempo die nötigsten Renovierungsarbeiten durchgeführt. Am 28. Juni wird es mit dem Film IRRWEGE DES HERZENS eröffnet. 
Dokument 1951-Juni-02 

Auf den Berliner Filmfestspielen wird DAS DOPPELTE LOTTCHEN als bester Spielfilm und KLEINE NACHTGESPENSTER als bester Kulturfilm ausgezeichnet. Der Spielfilm wurde von der Hamburger Nationalfilm mitproduziert und verliehen, der Kulturfilm stammt aus der Werkstatt der Gea-Kulturfilm in Hamburg-Bahrenfeld. Von den lobend erwähnten vier Kulturfilmen sind zwei in Hamburg entstanden: ERNST BARLACH (Regie: Alfred Ehrhardt) und SCHWARZE GESELLEN (Regie: Walter Hege).

Auszeichnung
Für seinen Film SCHWARZE GESELLEN erhält Prof. Walter Hege auf der Jahresausstellung der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner den Kulturfilmpreis 1950 der Bundesregierung.

Film des Monats
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" wählt aus den in Hamburg erstaufgeführten Filmen die deutsche Produktion DÄMONISCHE LIEBE zum Film des Monats. Unter den 27 erstauffgeführten ausländischen Filmen entschied man sich für LIEBE AN BORD (USA)

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Juli 1951

Wirtschaft
Die Geyer Filmkopierwerke in Hamburg-Rahlstedt feiern am 15. Juli ihr 40jähriges Bestehen.

Die norddeutschen Spielfilmproduzenten wählen in Hamburg als Vorstände der Sektion Nord: Walter Koppel (Realfilm), Fritz Kirchhoff (Pontusfilm), Fr. Tapper (Standardfilm). Die Kulturfilmproduzenten wählen H. Damman (Burgfilm).

Bildung
Der Stapellauf eines 5000-t-Motorschiffs für den deutschen Westindien-Dienst auf der Deutschen Werft in Finkenwerder am 17. Juli wird gleichzeitig zum filmischen Höhepunkt des neuen Real-Kulturfilms HAMBURG. HAFEN AM MEER, für den Albert Benitz in Regie und Kamera verantwortlich ist.

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August 1951

Debatte (Finanzierungskonzepte) : Stichwort: Bundesbürgschaft
Gegen den Film KOMMEN SIE AM ERSTEN der Real-Film wird eine Bundesbürgschaftssperre verhängt, allerdings nicht aufgrund der mangelnden Qualität des Produktes, sondern aufgrund einer Gesinnungsprüfung des Bundesamtes für Verfassungsschutzes. Der Hamburger Senat weigert sich der Bitte des Bundesinnenministeriums nachzukommen und der Real-Film Bürgschaften zu verwehren. In einer Sitzung vom 21. August 1951 wendet sich der Senat gegen weitere Benachteiligung von Walter Koppel und seiner Real-Film-Gesellschaft. Erörtert werden schon länger andauernde Differenzen zwischen dem Bundesinnenministerium und der Hamburger Real-Film wegen angeblicher Beziehungen Koppels zur KPD.

Wirtschaft
In Hamburg wird die Film-Im-und Exportfirma Magnet-Film zugleich mit ausländischen Filialen gegründet. Als Gesellschafter fungieren Jordan Boyadjieff und der Filmmakler Karl Stargard.

Produktion
Regisseur Harald Röbbeling filmt mit einem Team junger arbeitsloser Schauspieler. Das Projekt trägt den Titel DER WEG ZU DIR. Die Gagen für das künsterlische und technische Personal sollen nach einem bestimmten Schlüssel errechnet und von einer Treuhandgesellschaft nach dem jeweiligen Stand der Einspielergebnisse ausgezahlt werden. Nach der Rohkalkulation soll der Film 250.000 DM kosten. Da keine Bürgschaften oder Kredite zur Verfügung stehen, spart Röbbeling auch an den Atelierkosten, da überwiegend Außenaufnahmen gedreht werden. Außerdem werden die Kosten für Licht, Kopieren, Synchronisation von den entsprechenden Firmen gestundet. Zu Beginn der Dreharbeiten an der U-Bahn-Station Baumwall am Hamburger Hafen wünscht Werner Krauß dem jungen Team viel Erfolg.

Kino
Am 24. August wird der Film DAS SPÄTE MÄDCHEN von Hans Hinrich in den Harvestehuder Lichtspielen uraufgeführt. Produziert wurde der Film von der Hamburger Rondo-Film GmbH. Persönlich anwesend sind Carsta Löck, Karin Andersen, Otto Reimer und Lotar Ollas.
Am 24. August erfolgt die Deutschland-Uraufführung von DAS TESTATMENT DES DR. MABUSE im Bali am Hauptbahnhof.
"Hinter Hypnose und Irrsinn wächst das lähmende Entsetzen - das haarsträubende Geschehen packt Sie noch Wochen in Bann! - Fritz Langs größter Kriminalfilm - nach langem Verbot endlich zu sehen!" (Zitat Kinoankündigung der Constantin-Filmverleih)
Die deutsche Version des Films wurde am 12. Mai 1933 in Wien, die französische am 21. April 1933 in Paris uraufgeführt. Im Deutschen Reich hatte die Filmprüfstelle die Aufführung des Films wegen einer "Gefährdung von Sicherheit und Ordnung" verboten.
Dokument [1951-August-01] 
Dokument [1951-August-02] 

Publizistik
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten", schließt sich in Heidelberg bei einem Treffen deutscher Filmjournalisten mit gleichen Verbänden aus Bremen, Nürnberg-Fürth und München zu einer überregionalen Arbeitsgemeinschaft zusammen. Zum Präsidenten der neuen "Arbeitsgemeinschaft Deutscher Filmjournalisten e.V." wird Dr. Hans Schmidt aus Essen gewählt. Vizepräsident wird Redakteur Klaus Hebecker von der Hamburger Filmpress.

Kino
Die Gea-Kulturfilm G.m.b.H. aus Hamburg-Bahrenfeld entschließt sich, ein erfolgreiches Experiment aus Italien zu übernehmen: den Toto-Film. Die Kurzfilme mit den Fragen sollen zusammen mit der Neuen Deutschen Wochenschau gezeigt werden. Außerdem sei dieses Vorhaben eine gute Gelegenheit, dem künstlerischen Nachwuchs eine erste Einstiegschance zu geben. Als Hauptgewinn sind 10.000 DM im Gespräch.

Der Filmclub Hamburg zeigt am 20. August die englische Produktion PASSPORT TO PIMLICO (= Blockade in London). Der Film wird am 21., 22. und 24. August wiederholt.

Anläßlich des Todes von Robert J. Flaherty am 23. Juli 1951 veranstaltet das Amerikahaus am 20. August einen Filmabend. Gezeigt wird der englische Dokumentar-Spielfilm: DIE MÄNNER VON ARAN (1934)

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September 1951

Produktion
Auf dem Jungfernstieg nutzt die Produktionsfirma Pontus-Film einen Werbegag anläßlich der Hamburger Erstaufführung ihres Films DIE FRAUEN DES HERRN S., um auf die gute Zusammenarbeit zwischen Filmwirtschaft und Polizei hinzuweisen. Werner Finck überreicht dem Hamburger Polizeichef Bruno Georges eine entsprechende Urkunde und 300 Freikarten zur Weitergabe an Schwerbehinderte und Hinterbliebene für die Filmtheater Urania-Filmbühne und Capitol-Lichtspiele.

Prozeß
Vor dem Hamburger Arbeitsgericht prozessieren die Junge Film Union und Hans Albers. Trotz eines bestehenden Vorvertrages mit der Bendestorfer Produktionsfirma sei der Schauspieler nicht zu den Dreharbeiten für den geplanten Film DER DÄMON erschienen.

Debatte
Marika Rökk besucht die Hamburger Trade Show ihres neuen Films SENSATION IN SAN REMO. Der Film der am 6. September in Düsseldorf uraufgeführt wurde, hat einen gerichtlichen Plagiatstreit zwischen Kurt Jooss und der JFU entfacht. Der Leiter des Folkwang-Tanztheaters der Stadt Essen, Kurt Jooss, erwirkt eine eintweilige Verfügung gegen den Film, wonach aus allen 60 laufenden Kopien die Tanzszene "Die Sittlichkeitskommission", die nach der "Diplomatenszene" von Jooss' Tanzdrama "Der grüne Tisch", gestaltet sein soll, herauszuschneiden ist. Marika Rökk, Rolf Meyer und Georg Jaoby erklären, daß sie das Ballett des Herrn Jooss gar nicht kennen.
Dokument [1951-September-01]

Wirtschaft
In der Bezirksausschuß-Sitzung des Landesverbandes Hamburg wird über die filmwirtschaftliche Situation diskutiert. So hätten es die Verleiher versäumt, frühzeitig der zunehmenden Verschuldung entgegenzuwirken. An der katastrophalen Situation seien aber neben der unerträglichen Höhe der Lustbarkeitssteuer auch gewisse Verleihmethoden wie das Blind- und Blockbuchen schuld.

Bildung
Vortragszyklus "Was man vom Film wissen muß" der Staatlichen Landesbildstelle wird eröffnet mit einem Beitrag von H. C. Opfermann. Er spricht am 27. September über "Der Farbfilm als Kunst und Technik".

Kino
Im Stadtteil Hamm werden die Forum-Lichtspiele eröffnet. Unter der Leitung von Frau Marie Hüppop, einer alten Theaterbesitzerin, ist ein modernes Kino entstanden mit 600 gepolsterten Plätzen und einem ausbaufähigen Rang. Als besonders anspruchsvoll gilt die hervorragende Akkustik und die moderne Tontechnik von Philipps. Im Eröffnungsprogramm wird der Film DIE FRAUEN DES HERRN S. gezeigt.

Nach kurzer Bauzeit eröffnet am 20. September Karl Heinz Möller sein fünftes Filmtheater, Kurbel am Nobistor. Die Einrichtung bietet 700 vollgepolsterte Plätze und eine moderne Klimaanlage. Zur festlichen Eröffnung wird der Film GEHAßT! GEJAGT! GEFÜRCHTET! gezeigt.
Dokument [1951-September-02]

Die deutsche Kulturfilmgesellschaft Urania veranstaltet am 4. und 5. September in Planten un Blomen Freilicht-Filmvorführungen. Gezeigt werden u.a. OL GREIFT EIN, AN ALLE, BRÜCKEN ÜBER EUROPA. Zur Verfügung steht der derzeit modernste Vorführwagen Europas von den Philips-Valvo-Werken.

Kirche
In der BRÜCKE veranstaltet das evangelische Filmreferat Nordwest vom 24. bis 28. September eine Arbeitswoche "Das Religiöse auf der Leinwand". Der Leiter des Filmreferats Pastor Waldemar Wilken weist in seiner Eröffnungsansprache auf das "Wächteramt" der Kirche hin, das in den Filmbesuchern die Fähigkeit zum im christlichen Sinn moralischen Handeln fördern soll. Am Eröffnngstag wird GOTT BRAUCHT MENSCHEN von Jean Dellannoy gezeigt, der nach Auffassung Wilkens als einer der wenigen Film das Kriterium "religiös" erfülle. 

Produktion
Das Feuerschiff Elbe I bekommt die Hauptrolle in einem Film. Im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums, Abteilung Seezeichenwesen, dreht die Neue Deutsche Wochenschau im Verleih der Schorcht-Film einen Dokumentarfilm über die Funktion eines Feuerschiffs und über das Leben und die Arbeit seiner Besatzung.

Personalia
Fritz Boehner feiert mit seiner Boehner-Film im Bunker auf dem Heiligengeistfeld sein 25jähriges Firmenjubiläum. Boehner hat sich mit der Produktion von Kultur-, Dokumentar- und Werbefilmen einen Namen gemacht.

Film des Monats
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" wählt aus den in Hamburg erstaufgeführten ausländischen Filmen die italienisch-französische Gemeinschaftsproduktion FRAUEN OHNE NAMEN (Geza von Radvanyi). Bei den vier gezeigten deutschen Filmen genügte keiner den Ansprüchen "nach filmischer Form und inhaltlicher Aussage". Insgesamt wurden im Monat September 34 Filme in Hamburg erstaufgeführt.

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Oktober 1951

Debatte (Finanzierungskonzepte) : Stichwort: Filmfinanzierungs-GmbH (Fifi)
Vor der 15. Zivilkammer des Hamburger Landgerichts wird ein juristischer Streit verhandelt und vertagt zwischen der Hamburger Fifi und der Nationalfilm einerseits und der Jungen Film-Union andererseits. Die Auseinandersetzung beruht auf einer Doppelklage. Fifi und Nationalfilm fordern eine Kreditrückzahlung in Höhe von 837.658,33 DM. Die Junge-Film-Union ihrerseits drängt auf die Einhaltung einer Garantieverpflichtung in Höhe von 1.309.367,80 DM. Im Hintergrund steht die Frage, ob die Fifi ihr Finanzierungs- und Verleihgeschäft sittwenwidrig betrieben und aus mangelnder Kompetenz sich übernommen hat. 

Kino
Hermann Albers eröffnet das Bramfelder Filmtheater Radiant mit 800 Plätzen. Im Eröffnungsprogramm läuft VERKLUNGENES WIEN.

Das Capitol in Barmbek feiert sein 25jähriges Jubiläum. 1926 erbaute J. C. Dänecke auf dem Gelände der zerstörten Welt-Lichtspiele die Capitol-Lichtspiele, das seinerzeit mit 1250 Plätzen größte Theater Hamburgs. Das neue Kino wird von Max Dänecke, dem Sohn des Gründers, geleitet.

In den Harvestehuder Lichtspiele wird am 26. Oktober der Film AUGEN DER LIEBE erstaufgeführt. Der Film, für den Veit Harlan das Buch schrieb, gehört zu den sog. Überlaufer, er entstand zwischen 1942 und 1944. Er wurde im Dezember 1944 als ZWISCHEN NACHT UND MORGEN von der NS-Filmprüfstelle zensiert zugelassen, aber nicht aufgeführt.

Bildung
Der Direktor der Staatlichen Landesbildstelle Hamburg, Fritz Kempe, hält einen Vortrag im Filmclub zum Thema "Stilwandel im Unterrichtsfilm"

K. J. Fischer spricht am 4. Oktober in der Staatlichen Landesbildstelle zum Thema "Wie entsteht ein Drehbuch?" mit einer Filmvorführung von LIEBE 47.

In der Landesbildstelle hält René Drommert einen Vortrag zum Thema "Film und Theater" und zeigt dazu HAMLET.

Am 25. Oktober wird der österreichische Farbfilm TANZ INS GLÜCK (Herzog-Verleih) im Hamburger Passage-Theater uraufgeführt. Anwesend sind Waltraud Haas, Lucie Englisch, Hans Richter, Ulrich Bettac und der Regisseur Alfred Stöger. Der ebenfalls geladene Wiener Operettenkomponist Robert Stolz dirigiert das NWDR-Orchester. 

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November 1951

Debatte (Finanzierungskonzepte) : Stichwort: Bundesbürgschaft
Der Ausschuß für Wirtschaftsfragen unterstützt und die Bürgerschaft genehmigt weitere Ausfallbürgschaften für die Hamburger Filmproduktion. Für Hamburg und Bendestorf wird unter Beücksichtigung früherer Bürgerschaften ein Kreditrahmen von 5,5 Millionen DM gewährt. Die letzte Ausfallbürgschaft soll spätestens bis 31. Dezember 1955 gewährt werden. Die Bürgerschaft hat diese Entscheidung insbesondere deshalb zugunsten der Hamburger Filmproduktion getroffen, da von 220 seit 1945 im Bundesgebiet hergestellten Filmen allein 60 Filme in Hamburg und Bendestorf produziert worden sind.

Kino
Am 30. November wird am Friedrich-Ebert-Damm 32-34 auf einem Grundstück der Gemeinnützigen Wohnungs-Genossenschaft ein neues Filmtheater eröffnet, die Nordlicht-Filmbühne. Es verfügt über eine moderne Ausstattung mit rund 700 Plätzen.

Nach völliger Renovierung übernehmen Kuno Roggenbrod und Hermann Tanczos die Burg-Lichtspiele in Hamburg-Rothenburgsort.

Dem Urania-Filmbühnen-Besitzer Friedrich Fritsch und dem Architekten Carlos Dudek aus den Bendestorfer Ateliers gelingt in nur wenigen Tagen eine geschickte Umgestaltung des Premieren-Theaters. Mit den Einnahmen aus dem "Kinofünfer" sind vor allem Beleuchtung und Deckengestaltung erneuert worden.

Technik
Auf Einladung des Produzentenverbandes fand in den Räumen der Rank-Film Hamburg eine Sondervorführung des neuen, von der Rank-Film entwickelten Travelling Matte-Verfahrens statt. Dieses Verfahren ermöglicht durch Übereinanderkopieren auf einem Filmstreifen die Zusammenfassung von zwei verschiedenen Filmszenen in eine kombinierte Aufnahme. 

Die Geyer-Kopier-Werke in Hamburg-Rahlstedt nimmt das erste Farbfilm-Kopierwerk in der Bundesrepublik in Betrieb. Vor der Presse präsentiert man erste Muster aus dem Berolina-Film GRÜN IST DIE HEIDE.

Wirtschaft
Unter dem Motto "Neue Wege zur Behebung der deutschen Filmkrise" stellt sich in einem Hamburger Filmtheater der "Volksfilm e.V." vor. Mit einem monatlichen Mitgliedsbeitrag von 1 DM könnten nach und nach Mittel zur deutschen Filmproduktion zur Verfügung gestellt werden, die dann später an den Verein zurückgegeben werden. Darüber hinaus könnte sich jedes "Volksfilm-Mitglied" darstellerisch und schriftstellerisch in die Produktion einbringen.
Das Branchenblatt FILMECHO kommentiert die Werbeverantaltung kritisch und mißtrauisch. Das Agieren der beiden Vorstandsmitglieder Filmproduzent Heinz Hille und dem ehemaligen Zeitungsmacher Dr. Witte seien angesichts der ernsthaften Probleme leichtfertig und fahrläßig.

Ein vorläufiger Arbeitsausschuß der DACHO wird in Hamburg gebildet, dem der Real-Pressechef Dr. Friedrich Korte, Produktionsleiter v. Theobald (camera), der Tonmeister Fehrmann, der Regisseur und Schauspieler Volker von Collande und der Kameramann Ekkehart Kyrath angehören.

Prozeß
Im Hamburger Filmbrandprozeß verurteilt das Schöffengericht den Inhaber des Lloyd-Filmverleihs, Johann Eberhardt, wegen fahrlässiger Brandstiftung zu 3000 DM Geldstrafe. Eberhardt hatte die Sicherheitsbestimmungen für die Lagerung von Altfilmmaterial mißachtet. Von der Anklage der fahrlässigen Tötung wird Eberhardt freigesprochen.

Bildung
In einem Vortrag zum Thema "Filmkunst - Filmgeschäft" versucht Walter Koppel, die Aufgabe des Filmproduzenten in der Herstellung von Qualität und Unterhaltung zu beschreiben.

Paul Elmar spricht in der Landesbildstelle über Leben und Werk von Lumière.

Die Staatliche Landesbildstelle organisiert am 29. November in der Universität einen Vortrag von Hans Peter Rieschel über "Die Berufe des Films".

Die Hamburg-Gesellschaft veranstaltet am 30. November in der BRÜCKE die Uraufführung zweier neuer Filme von Alfred Ehrhardt, der auch über seine Filmreise nach Portugal spricht. Ferner wird Wolf Harts Film WERFTARBEITER gezeigt.

Film des Monats
Die "Arbeitsgemeinschaft Hamburger Filmjournalisten" wählt zum Film des Monats November DER VERLORENE und als ausländische Produktion SIEG ÜBER DAS DUNKEL (USA). Insgesamt wurden im November 33 ausländische und 10 deutsche Filme in Hamburg erstaufgeführt. 
 

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Dezember 1951

Politik
Der Leiter des hamburgischen Amtes für Wirtschaft, Regierungsdirektor Dr. Schrack, äußerte sich jetzt in Zusammenhang mit den der Hamburger Filmwirtschaft neuerdings gewährten Ausfallbürgschaften über die Möglichkeiten einer Trennung von Produktion und Atelier und einer rationelleren Ausnutzung der beiden Atelierbetriebe Wandsbek (Real, Walter Koppel) und Bendestorf (Junge Film-Union, Rolf Meyer). Bei einer Zusammenlegung der Atelierbetriebe zu einer Filmatelier AG sei es nach Ansicht des Regierungsvertreters möglich, Fachpersonal und Fundus auszutauschen sowie Techniker und Kameramänner bei niedrigen Gagen in langfristige Verträge zu übernehmen. Eine Entlastung der Finanzierung sei die Folge, aber auch eine Steigerung der Produktionsqualität durch die Auswahl besserer Stoffe.

Kino
In den Capitol-Lichtspielen wird der Film TEURE HEIMAT uraufgeführt. Kultur- und Dokumentarfilm-Regisseur Kurt Skalden hatte seinen Ostpreußen-Film schon 15 Jahre zuvor gedreht und jetzt um einige Szenen und Dialoge ergänzt. Die Deutsche London-Film hat ihn in den Verleih genommen. Im Rahmenprogramm des Festaktes sprach Dr. Gille vom Landesverband vertriebener Deutscher und der Landsmannschaft Ostpreußen. Schlesische Trachtengruppen und ein ostpreußischer Chor sorgten für Unterhaltung.

Anlässlich der feierlichen Eröffnung seines neuen Filmtheaters Derby-Lichtspiele (DeLi) in Hamburg-Horn wird Theaterbesitzer Fritz Rose zum Ehrenmitglied des Landesverbandes Hamburg ernannt.

Am 21.Dezember findet die deutsche Erstaufführung des Walt-Disney -Trickfilmmärchens CINDERELLA im Bali statt.

Bildung
Einer Studie des Pädagogisches Instituts in Hamburg zufolge haben von 500 befragten Kindern 488 schon einmal ein Kino besucht. Davon geht über die Hälfte regelmäßig, mindestens aber alle 14 Tage, ins Filmtheater. Die Jungen liegen dabei an der Spitze. Dieses Ergebnis beweise die große Bedeutung des Films für die Jugend, so Prof. Stückrath vom Pädagogischen Institut. Die Lehrer seien aufgerufen, dem Film in Zukunft größere Aufmerksamkeit zu widmen.

Wirtschaft
Die Hamburger Filiale der Veit-Film (Zentrale Düsseldorf) ist fertig eingerichtet. Das Büro befindet sich am Mittelweg 47, die Leitung hat Fritz Kramer übernommen.

Bildung
Der Direktor des Kopenhagener Instituts für medizinische Psychologie und Psychotherapie, Dr. O. Brüel hält am 5. Dezember den Vortrag "Film und Neurose" in der Universität im Rahmen der Veranstaltungen der Joachim-Jungius-Gesellschaft.

Am 14. Dezember lädt die Hamburger Gilde, Gesellschaft zur Pflege Hamburgischer Art e.V., zu einer Filmveranstaltung in der Urania-Filmbühne ein. In einer Ankündigung heißt es: "Im Hinblick auf den großen Hamburger Faschingsumzug 'Hamburg gestern und heute' Ende Februar 1952 zeigen wir Filmausschnitte vom Karnevalsumzug Köln und Nizza 1950. Ferner einen Kurzfilm über den Bau unf Aufbau von Umzugswagen"

Personalia
Filmregisseur Fritz Kirchhoff begeht am 10. Dezember seinen 50. Geburtstag und zugleich sein 25jähriges Berufsjubiläum.

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Redaktioneller Stand: 07. November 2001